Kräutergarten Pommerland: Bio-Kräutertee in köstlichen Mischungen
von eigenen Feldern und zertifizierten Partnerbetrieben

27.05.2019

Kleine Kräuterkunde

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BRENNNESSEL (URTICA DIOICA, FAMILIE DER BRENNNESSELGEWÄCHSE)

Da setzt du dich in die Nesseln, warnt das Sprichwort den allzu Wagemutigen. Innerlich sträuben sich dem Betroffenen dann sicher die Haare, ganz ähnlich wie auch die Brennnessel ihre zur Abwehr einsetzt.  Leider viel zu oft nur als Unkraut angesehen, hat die Brennnessel weitaus mehr Eigenschaften, als nur heftiges Brennen bei unvorsichtiger Berührung. Daran sind übrigens ihre kleinen Brennhärchen schuld, deren Giftstoffe (Serotonin, Ameisensäure, Acetylcholin) eigentlich eher im Tierreich anzutreffen sind.

Botanisch zählt sie zu den Brennnessel-Gewächsen. In Reih und Glied entsprießen aus unterirdischen Ausläufern die jungen, kantigen und gut bewehrten Pflanzen. Sie können sich zu einem dichten Wald vermehren, den keiner mehr durchdringen möchte. Bis zu anderthalb Meter kann die einzelne Pflanze hoch werden und dabei einen Unbedachten mit ihren „Bissen“ das Fürchten lehren.

Volksnamen 

Brennnessel, Hanfnessel, Nessel, Donnernessel, Saunessel, Senznettel, Tissel, Zingel

Brennnessel-Vorkommen

Mit Ausnahme des tropischen und südlichen Afrikas und den Polarregionen kommt die Gattung Brennnessel so gut wie überall auf der Erde vor. Deshalb kann man sie getrost als Kosmopolit bezeichnen. Diese Pflanze kann gut mit einem Übermaß an Stickstoff und anderen Nährstoffen umgehen, weswegen man sie oft in unmittelbarer Nähe des Menschen findet. Als sogenannte Zeiger-Pflanze zeigt sie an, wie stickstoffreich der Boden ist. Da sie auch eine ausgesprochene Eisenpflanze ist, findet man sie ebenfalls an alten Deponien und Halden. 

45 verschiedene Arten umfasst ihre Gattung und die Pflanzen erreichen eine Wuchshöhe von 10 Zentimetern bis zu 3 Metern. Diese wirklich hohen Arten finden sich allerdings vor allem in Mitteleuropa. Weltweit ist die Brennnessel nicht nur als Unkraut verschrien, sondern wird seit jeher für die verschiedensten Anwendungen genutzt.

Brennnesseln Sammeln 

In unseren Breitengraden kann man die Brennnessel etwa ab April bis zum Ende der Wachstumsperiode sammeln. Im Frühjahr sind die frischen Triebe und im Sommer die oberen Wachstumstriebe am besten zum Verzehr geeignet. Da die Blatt-Unterseite keine Brennhaare hat, empfiehlt es sich, Blatt und Stängel von unten zu greifen. Doch nicht nur die Blätter der Brennnessel werden verwendet, sondern auch die unterirdischen Pflanzenteile und Samen. Letztere zählt man aufgrund ihres hohen Eiweißanteils zu den sogenannten Superfoods. Man erntet die Samen idealerweise bis zum ersten Frost. 

An Inhaltsstoffen bei der Brennnessel wurden bislang gefunden

Große Mengen an Chlorophyll, Flavonoide, Vitamine (D,C,A,K), Mineralstoffen (Eisen, Kieselsäure, Kalium, Kalzium, Phosphor, Mangan), Eiweiß und in den Brennhaaren Histamine.

Brennnessel-Geschmack

Der Geschmack der Brennnessel lässt sich als feinsäuerlich beschreiben. Sie gleicht dem Spinat, ist aber aromatischer.

Wesen und Signatur der Brennnessel

Traditionell gilt die Brennnessel als Pflanze des Neuanfangs und der Selbstüberwindung. Mit ihren Brennhaaren steht sie für „Aggressivität“ im besten Sinne (lat. aggredi = etwas angehen) und als typische Frühlingspflanze ebenso für das Neue. Es braucht Energie und Willenskraft alte, erstarrte Strukturen aufzubrechen um Raum für Neuanfänge zu schaffen.  Und so wie es einen starken Willen braucht, alte und negative Neigungen zu überwinden, steht die Brennnessel auf der körperlichen Ebene gleichermaßen für den Abbau alter, unerwünschter Stoffe. Wahrscheinlich wird sie daher auch in der Volksheilkunde seit je her mit der Blutreinigung in Verbindung gebracht.

Brennnessel in unseren Tees

Eine sanfte Frühjahrskur lässt sich hervorragend mit unseren beiden wohlschmeckenden Bio-Kräutertees Andante und Allegro - aus der Wohlfühlsonate - vereinbaren.  Als eines der Lieblingskräuter unser Heilpraktikerin Patrizia von Estorff ist die Brennnessel darüber hinaus fester Bestandteil unserer TriniTea-Kräuterteemischungen für Körper, Geist und Seele. 

Aber was sucht dieses harsche Wesen in unserem Venusmond? Hier gibt die Brennnessel die nährende und geschmackliche Tiefe - ein wahres Tonikum für uns. Und vielleicht sind so ein paar Stacheln auch ganz nützlich, denn so wie die Brennnessel uns mit ihren Brennhaaren direkt angeht, können wir die Kraft der Brennnessel für uns nutzen, Neues energisch und mit voller Willenskraft anzugehen. Ihr voller Geschmack macht Appetit auf Neues.

Verwendung der Brennnessel in Haus und Hof

Um frische Milch haltbar zu machen, gab man früher eine Handvoll Brennnesselblätter in die frisch gemolkene Milch oder umwickelte Frischfleisch oder Fisch mit den Blättern. Der in den Blättern enthaltene Wirkstoff hemmt das Bakterienwachstum.    

Als bewährtes Mittel zur Anregung des Haarwuchses hat sich selbst gemachtes Haarwasser aus Brennnesseltee herausgestellt. Die Inhaltsstoffe sollen die Durchblutung der Kopfhaut anregen, diese wiederum versorgt die Haarwurzeln mit Nährstoffen und dadurch wird das Haarwachstum unterstützt - und vielleicht noch ein paar Haare entlockt!

Leidenschaftliche Pflanzengärtner wissen es längst: eine aus Brennnesseln hergestellte Jauche ist ein bewährtes Mittel, um die Pflanzen zu düngen und vor Schädlingsbefall wie beispielsweise Blattläusen zu schützen. Damit die Pflanzenjauche aus Brennnesseln und Wasser wirkt, muss sie allerdings gären. Da dies nicht ohne unangenehme Gerüche geht, sollte die Brennnessel-Jauche immer nur dort angesetzt werden, wo im Sinne einer guten Nachbarschaft niemand belästigt werden kann. Einmal fertig vergoren, nämlich dann, wenn die Flüssigkeit nicht mehr stinkt und die Schaumbildung ausgesetzt hat, kann die Jauche als Dünge- oder Spritzmittel genutzt werden. 

Stark zehrende Gemüsepflanzen, wie Tomaten, freuen sich über die verdünnte oder auch unverdünnte Brennnessel-Jauche als Flüssigdünger. Zur Bekämpfung von Schädlingen sollte die Jauche als Spritzmittel verwendet werden. Damit die Blätter der behandelten Pflanzen nicht verbrennen, sollte die Anwendung am Abend oder bei bedecktem Himmel erfolgen. 

Verwendung in der Textilherstellung

Die große Bedeutung, die die Fasern der Brennnessel im 19. Jahrhundert aufgrund der Baumwollknappheit bei der Herstellung von Textilien hatten, ist heute in den Hintergrund getreten. Aber als „Leinen der armen Leute“ war die Faser der Brennnessel viel genutztes Material. 

Die Brennnessel kann auch als sogenannte Färberpflanze verwendet werden. Je nach Vorbehandlung färbt ihre Wurzel Wolle gelb (vorbeizen mit Alaun) oder ihre oberirdischen Teile Wolle graugrün (Vorbeizen mit Zinn, Nachbeizen mit Kupfer und Ammoniak Entwicklungsbad). 

Traditionelle und kulturelle Bedeutung

Mit der Brennnessel sind auch eine Reihe von Mythen und Traditionen verbunden: So soll der Genuss von Brennnesselgemüse, wohlgemerkt am Gründonnerstag, vor Geldnot im folgenden Jahr schützen. Am Johannistag verspeiste Brennnesselpfannkuchen sollen helfen, gegen Nixen- und Elfenzauber gefeit zu sein und 5 Brennnesselblätter in der Hand zu halten soll gegen Angst helfen und dabei unterstützen, bei klarem Verstand zu bleiben. Ein Brennnesselkuchen am 1. Januar soll ein gutes Jahr sichern. 

In diesem Sinne, haben wir mit der Brennnessel eine bewährte Kraft aus der Natur zur Hand, die weitaus mehr kann als in die Hand zu stechen. Bei uns im Kräutergarten Pommerland hat sie einen festen Platz in unseren Bio-Kräuterteemischungen!