Kleine Kräuterkunde - Holunder
HOLUNDER (SAMBUCI FLOS, Familie der Geißblattgewächse)
„Holunder über der Haustür, Reichtum im Haus…“ Alte Sagen berichten, dass Frau Holle dem Holunderbaum seine starken Heilkräfte schenkte. In seinem Unterholz sollen gute Geister hausen. Einen Holunder zu fällen, gar noch einen, der am Haus wächst, galt als Unglück bringend. Ob man den Geschichten nun Glauben schenkt oder nicht, sei jedem selbst überlassen. Die Bezeichnung „Hausapotheke der Natur“ ist jedenfalls nicht weit hergeholt, denn fast jeder Bestandteil des Strauches wird seit jeher zu Heilzwecken eingesetzt. Seit der Steinzeit wachsen die Sträucher nah an Wohnstätten.
Botanisch gehört der Holunder zu den Geißblattgewächsen. Meist wächst er strauchig, selten baumförmig zu einer Höhe von bis zu sieben Metern. Die weißen, stark duftenden Blüten stehen in doldenartigen Blütenständen. Aus ihnen entwickeln sich später die schwarzen Beeren mit ihrem roten Saft.
Holunder-Vorkommen
Auf feuchten Waldböden sowie an buschigen und steinigen Stellen findet man den Holunderstrauch. Er kommt fast in ganz Europa vor. Die Nordgrenze seiner Heimat verläuft durch Südschweden und Litauen. Im Süden ist er von der Donaumündung über Kleinasien und das Kaukasusgebiet bis nach Westsibirien verbreitet.
Volksnamen
Holder, Elderbaum, Holler, Hausholder, Keilken, Kiseke, Schwarzholder, Schwarzer Holunder, Schwitztee
An Inhaltsstoffen wurden beim Holunder bislang gefunden:
In den Blüten: Ätherische Öle, schweißtreibende Glykoside, Flavonoide, Gerbstoffe. In den Früchten: Fruchtsäuren, Gerbstoffe, Vitamin C, Anthrozyanpigmente. In den Blättern und der Rinde: Schleimstoffe und Mineralien.
Holunder Sammeln
Die Blüten des Holler-Buschs werden bei trockenem Wetter von Ende Mai bis Juli gesammelt, sobald die Blüten in ihrer vollen, weißen Pracht stehen. Dabei kann man den Grund der Dolde/des Blütenstengels relativ einfach abknicken und in einem Korb sammeln und entweder gleich trocknen oder frisch weiterverwenden. Ihr frisch-süßlicher Duft macht jeden Sammeltag zu einem ganz besonderen Erlebnis. Die kleinen Blütenblättchen sollten auf jeden Fall schon voll aufgegangen sein, bevor man sie pflückt. Ebenfalls zu dieser Jahreszeit können die Blätter gesammelt werden. Später im Herbst können dann die Beeren gesammelt werden, um aus ihnen Saft oder Gelee zu machen. Man sollte diese allerdings kochen bevor man sie zu sich nimmt, da die Beeren im unreifen Zustand unverträglich sind (Übelkeit bis hin zu Erbrechen). Auch Wurzeln und Rinde können gesammelt und verwendet werden.
Holunder-Geschmack
Die Holunderblüten duften und schmecken ganz leicht und mild. Ihre süßlich-frische Note macht sie zu einer köstlichen und gern verwendeten Zutat in der Sommerküche. Der Saft ist säuerlich und zusammenziehend.
Wesen und Signatur des Holunders
Begegnungen, Ideen und Ereignisse berühren und formen uns von jungen Jahren bis ins hohe Alter hindurch und geben uns so die Möglichkeit zu immer reiferen Charakteren heranzuwachsen. Reifung, Erwachsen werden und Vervollkommnung – das sind die Themen des Holunders.
Die so leicht, mild und freundlich leuchtenden weißen Blüten stehen für das noch junge Alter voller überschüssiger Energie. Auch die jungen Triebe und Blätter scheinen voll unbändiger Lebenskraft zu sein. Die Blüten reifen im Herbst zu dunklen schwarz-roten Beeren heran. Sie stehen charakteristisch für Reife und Fruchtbarkeit. Die dunklen, kantigen älteren Äste und Stämme, die tatsächlich recht greisenhaft wirken, stehen für das hohe Alter und Vollendung.
Durch diese Zyklen und Lebens-Phasen begleitet uns der Holunder auf körperlicher, geistiger und seelischer Ebene. Das Leben wirft zurück, fordert heraus und mit ihm wachsen neue Ansichten und Erfahrungen, die von immer neuen ergänzt oder auch wieder verworfen werden. Dabei steht uns der gute Holler an fast jedem Hof und Gemäuer treu zur Seite.
Auch bei Erkältungen und Erkrankungen der oberen Atemwege wird seit jeher der Holunder eingesetzt.
Holunder in unseren Tees
Nach einer alten Sage soll es möglich sein, vorausgesetzt, es ist der richtige Tag zur richtigen Zeit, unter einem blühenden Holunderbaum stehend, das ganze Volk der Elfen vorbeiziehen zu sehen. Wenn Sie den richtigen Tag verpasst haben oder keine Lust auf das ganze Elfenvolk haben, sollten Sie unseren Elfentraum oder Blütenreigen probieren. In diesen beiden blumigen Tees haben wir nämlich versucht, den betörenden Duft der Holunderblüten für Sie einzufangen. Kalte Füße, Triefnase? In unserem Drachenglut kommt die Wärme der Holunderblüten zum Tragen. Gut durchgewärmt nach ein paar Tassen Tee, kann der Winter kommen. Als eine unserer Lieblingsblüten, darf die Holunderblüte natürlich nicht in unserem Blütentee der Trini-Tee Reihe fehlen.
Verwendung in Haus und Hof
Der Holunder ist ein wahrer Arzneischrank. Jeder Teil von ihm kann genutzt werden. Die Blätter werden aufgrund ihrer wundheilenden Wirkung zur äußeren Anwendung bei Hautverletzungen und Frostbeulen verwendet, die Blüten bei Erkältung, Grippe und allgemein bei Fieber. Die Beeren besitzen ähnliche Eigenschaften wie die Blüten und werden darüber hinaus bei Rheuma eingesetzt. Die Rinde wirkt abführend, brechreizauslösend und diuretisch.
Traditionelle und kulturelle Bedeutung
Naturheilkundlich wurden die Blüten seit jeher gegen Entzündungen und Infektionen der oberen Schleimhäute eingesetzt. Insbesondere der pur getrunkene Holunderblütentee wurde traditionell besonders bei fieberhaften Erkältungskrankheiten angewandt, aber auch im Klimakterium wenn die Frau von Hitzewallungen betroffen ist.
Holunder wurde schon seit der Steinzeit genutzt. In vielen Völkern galt er als heilig. Man zog vor Holundersträuchern den Hut. Manche Völker - auch Kelten und Germanen - glaubten daran, dass gute Geister in seinem Unterholz wohnen und sich bevorzugt in dessen Schatten aufhalten. Es ist also kein Zufall, dass er so häufig in der Nähe von Stallungen, Speichern und bäuerlichen Wohnhäusern wächst und es selbst heute keiner so recht wagt den Holunderstrauch zu fällen.